Studierende der International School of Management (ISM Deutschland), der Helwan University (Ägypten) und der American University of Beirut (Libanon) haben im Inklusionsworkshop an der Helwan University Vorschläge entwickelt, um die Integration von Menschen mit Behinderung auf Ägyptischen Sportgeländen zu verbessern. ISM-Studentin Annika Veh vom Campus München schildert im Bloginterview ihre Eindrücke und Learnings aus dem interkulturellen Inklusionscamp in Kairo.
Annika, Du studierst B.Sc. International Management an der ISM am Campus München. Was hat Dich daran gereizt, am Inklusionscamp an der Universität Helwan in Ägypten teilzunehmen?
Ich hatte mich entschieden an dem (von der ISM mitorganisierten) Camp teilzunehmen, da ich in der Vergangenheit selbst Leistungssport (Schwimmen) praktizierte. Ich hatte dabei die Gelegenheit, einmal pro Woche mit behinderten Menschen zu trainieren. Durch das gemeinsame Training wurde mir bewusst, wie wichtig es für Menschen mit Behinderung ist, die gleichen Möglichkeiten zu bekommen wie gesunde Menschen; wie zum Beispiel an Wettkämpfen teilnehmen zu können.
Außerdem sprach mich die Internationalität an diesem Thema an, da ich gerne neue Menschen aus anderen Kulturen kennenlerne und mich mit Ihnen über meine Erfahrungen austausche. Das Thema Inklusion im Sport weckte bei mir Interesse und ich glaubte dazu einen guten Beitrag leisten zu können.
Beim Inklusionscamp ging es darum, wie man behinderte Menschen in den Sport und das soziale Leben integriert. Mit welchen Fragestellungen habt Ihr Euch dabei auseinandergesetzt?
Unsere Aufgabe bestand darin, sich in Gruppen von jeweils sechs Studenten zusammenzufinden, wobei jeweils zwei von derselben Universität sein sollten. Die einzelnen Gruppen sollten dann das Gelände des ägyptischen Fußballclubs Al Ahly ablaufen, um zu sehen, welche Einschränkungen eine Person mit Behinderung - die zum Beispiel blind, taubstumm oder im Rollstuhl sitzt - auf diesem hat und was verbessert werden muss, um diese Einschränkungen zu beheben.
In einer zweiten Fragestellung sollten die Studenten aus den drei Universitäten berichten, wie Inklusion an der jeweiligen Universität gelebt wird. Die Teilnehmer berichteten über barrierefreie Eingänge, Aufzüge und behinderten gerechte Toiletten, aber es wurden auch Verbesserungsvorschläge für die einzelnen Universitäten gemacht. Darüber hinaus wurde in der Gruppe auch über Inklusion in den einzelnen Staaten (Ägypten, Libanon und Deutschland) diskutiert. Im Speziellen wurde dann auch über die Unterstützung der einzelnen Staaten für den Behindertensport informiert.
Was waren Deine persönlichen Highlights?
Die gemeinsamen Ausflüge zu den Pyramiden, dem Ägyptischen Museum und das Essen in lokalen Restaurants zusammen mit den ägyptischen Studentinnen war ein persönliches Highlight für mich, denn durch die Gastfreundschaft konnte man das ägyptische Leben sehr gut kennenlernen.
Ein weiterer Höhepunkt war das gemeinsame Training mit einem behinderten Tennisspieler, Dessen Fähigkeiten und seine Leidenschaft für den Sport beeindruckten mich sehr.
Was waren für Dich die drei wichtigsten Ergebnisse des Projekts?
Durch das gemeinsame Arbeiten und das Entdecken von Kairo entstand eine Gemeinschaft zwischen den Studenten aus den drei Ländern.
Die Verbesserungsvorschläge für behinderte Athleten, um effektiver auf dem Gelände des Al Ahly Club trainieren zu können und auch behinderte Besucher sich ohne Barrieren fortbewegen können, werden an den Club weitergegeben.
Die Erfahrung des Inklusion Camp beeindruckte alle Teilnehmer*innen. Wir lernten, wie wichtig es für Menschen mit Behinderungen ist, nicht nur in der Gesellschaft zu existieren, sondern aktiv in diese integriert zu sein, z. B. das Spiele so angepasst werden, dass Behinderte diese mitspielen können.
Was hat Dich persönlich am Workshop am meisten beeindruckt?
Am meisten hat mich die Erkenntnis beeindruckt, wie unterschiedlich das Leben für eine behinderte Person in Ländern wie Deutschland und Ägypten ist. In Deutschland können sich behinderte Menschen meistens selbstständig bewegen und brauchen keine Hilfe für alles. Sie können mit dem öffentlichen Nahverkehr von A nach B reisen. Auf ihrem Weg zum Ziel gibt es Hilfsmittel wie Signale für Blinde oder Rampen für Rollstuhlfahrer. Gehwege sind oft an den Enden abgesenkt, damit Rollstuhlfahrer einfacher auf den Gehweg kommen können. In Ägypten und dem Libanon gibt es solche Hilfsmittel überhaupt nicht, da diese Länder nicht die Infrastruktur und nicht genug Geld dafür haben, Hilfsmittel für Behindere zu bauen.
Wie schätzt Du diese Erfahrung im Ausland als Teil deines Studiums ein?
Ich selbst finde solche Erfahrungen als Teil meines Studiums in International Management sehr wichtig. Denn es ist im Berufsleben auch entscheidend, dass man Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Background akzeptiert und auch ihre Verhaltensweisen anerkennt. Mir wurde auch bewusst, dass man gute Englischkenntnisse braucht. Durch dieses Camp konnte ich Kairo auf eine besondere Art und Weise unter Gleichaltrigen kennenlernen, was für mich einzigartig war und ich werde viele schöne Momente in Erinnerung behalten.
Nachhaltiger Sporttourismus als internationales Dialogprojekt
Prof. Dr. Alexander Hodeck unterrichtet B.A. International Sports Management und M.A. Strategic Sports Management an der ISM und leitet mit Unterstützung von Jacqueline Tuchel das Projekt „Nachhaltiger Sporttourismus in Forschung und Lehre“. Das Projekt ist Teil des DAAD Kooperationsprogramms „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“, welches die Potenziale eines nachhaltigen Sporttourismus in Ägypten und Deutschland nutzen möchte. Zu den Veranstaltungen des Projekts zählen etwa die jährlich durchgeführte Konferenz „Sustainable Sports Tourism in Egypt“, Workshops mit internationalen Studierenden an der Helwan University und an der ISM Berlin. Der Inklusionsworkshop ist Teil des vom DAAD geförderten Programms „Ta´ziz Partnerschaft“. Dieses DAAD-Programm fördert Hochschulprojekte, die Reformbestrebungen an Hochschulen in den Partnerländern der MENA-Region in Nordafrika/Nahost unterstützen. Mehr zum Projekt erfährst Du im ISM Podcast mit Jacqueline Tuchel.
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