Drei Tassen Kaffee und ein gut gepflegtes Pinterest-Board sei alles, was er an Motivation für seine Projekte brauche, meint Fabian Zorn augenzwinkernd. Sein Interesse für die Gründerszene entdeckte der ISM Alumnus schon früh; auch während seines Auslandssemesters in den USA hat er sich vom amerikanischen Gründer-Spirit inspirieren lassen. Kurz nach dem Masterabschluss in International Management 2023 an der ISM Frankfurt, hat er in Berlin sowohl seine eigene Online-Marketing Agentur, also auch das Startup „Petit Géant“ gegründet. Mit den gängigen Assoziationen zur (Berliner) Startup-Szene kann er indes wenig anfangen, wie er im ISM-Blog erzählt:
Wie kam es zur Startup-Idee von Petit Géant und wohin soll die weitere Startup-Reise gehen?
Die Idee entstand aus einem eigenen Pain: Meine beiden Co-Founder und ich lieben Wein. Die regionalen Weinregale hatten wir aber relativ schnell durchprobiert und mussten daher auf Optionen aus dem Internet zurückgreifen. Das bedeutete allerdings auch: Diese Weine mussten bestellt werden, ohne dass wir sie vorher probieren konnten. Eine Möglichkeit sind hier Probierpakete. Die sind jedoch oftmals wirklich teuer und ändern nichts an der Tatsache, dass der Wein „blind“ gekauft werden muss.
Wir hatten also eines Abends ein Probierpaket für 160 € (!) geordert und waren bereits voller Vorfreude, als der Paketbote an der Tür klingelte. Wir öffneten die Tür und sahen den armen Mann mit triefend nassen Händen – denn alle Flaschen waren während des Transports zerbrochen. Darüber hinaus sind meine beiden Co-Founder vom Fach: Einer übernimmt gerade selbst ein Weingut, der andere hat schon vorher eigene Weine auf den Markt gebracht. Sie kennen sich also bestens in dieser sehr konservativen Branche aus. Es brauchte nur noch ein kluges Hirn, das das Produkt vermarkten konnte. So ist uns die Idee zu einer nachhaltigeren und bruchsicheren Alternative zu Glasflaschen gekommen und gleichzeitig sind wir mit unseren 0,1-Liter-Einheiten (sechs davon finden sich in einer Verpackung) das Problem überteuerter Probierpakete angegangen.
Du bist ein Teil der Entwicklung, gibst deinen persönlichen Touch mit in das Unternehmen und kannst am Ende stolz auf das Ergebnis blicken und sagen: Das ist mein Baby, das habe ich gemacht und das ist meine Leistung.
Du hast an der ISM Frankfurt im Master International Management studiert und während deines Auslandssemesters bereits Erfahrungen in der US-Startup-Szene gesammelt. Was fasziniert Dich an dem Austausch mit anderen Gründer*innen?
Die Begeisterung kam eigentlich erst hinterher. In der Start-Up Szene zählt das Können und natürlich auch das Mindset – Noten spielen selten eine Rolle. Schlussendlich begeistert hat mich allerdings der Zusammenhalt, die emotionalen Hochs und Tiefs, die man mit den Gründer*innen feiert und der Tatendrang, der in allen steckt. Du bist ein Teil der Entwicklung, gibst deinen persönlichen Touch mit in das Unternehmen und kannst am Ende stolz auf das Ergebnis blicken und sagen: Das ist mein Baby, das habe ich gemacht und das ist meine Leistung.
Gibt es weitere Highlights aus Deiner Studienzeit in Frankfurt, an welche Du dich gerne zurückerinnerst?
Ich muss gestehen, die Zeit ist wie im Flug vergangen. Highlights sind hier definitiv die Projekte, die wir als Studierende selbst verantworten durften: Hier fällt mir direkt ein Beratungsprojekt bei Ferrero Deutschland ein. Wie verrückt – wir haben als eine Gruppe von Studierenden ein Milliardenunternehmen beraten und durften gemeinsam mit Expert*innen und Konzern-Vertreter*innen selbst eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. Tatsächlich blicke ich aber auch sehr positiv auf die Zeit des Schreibens meiner Masterthesis zurück. Das Vertrauen, dass ich von meinem Betreuer, Herr Prof. Dr. Bruno bekommen habe, die Freiheit, diese Arbeit nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten zu dürfen und die nötige Unterstützung, genau da, wo ich sie gebraucht habe. Genau so stelle ich mir ein gutes Betreuungsverhältnis vor!
Die US-Startup-Szene ist nach wie vor das große Vorbild auf dem internationalen Parkett. Wie beurteilst du die Entwicklungen der letzten Jahre im Startup-Bereich in Deutschland?
Ich würde mich gerne von dem Begriff „US Start-Up Szene“ etwas distanzieren und das aus folgendem Grund: Die Assoziation, die man in Deutschland mit einem Start-Up hat, ist die eines männlichen, weißen Akademikers, der in einem Co-Working Space in Berlin Mitte sitzt, ein weiteres App-Format entwickelt und all das Geld, dass er von seinen Eltern überwiesen bekommt, für Matcha Lattes ausgibt – und daran finde ich nichts Positives.
Das ist in den USA schon mal ganz anders. Das hängt zum einen stark mit der amerikanischen Kultur zusammen, aber auch damit, dass es kein Sozialsystem wie in Deutschland gibt: Amerikaner sind „unternehmerischer“! Ich habe wenige vor Ort kennengelernt, die nicht irgendeine Form von Side Hustle neben einem Vollzeitjob hatten. Jede*r versucht, sich selbst zu verwirklichen und entwickelt kreative Ansätze, Geld mit den eigenen Kompetenzen zu machen. Ich gebe euch ein Beispiel:
Eine gute Bekannte, Karen, arbeitet Vollzeit als Projektleiterin bei Kia Motors. Sie ist alleinerziehende Mutter und hat neben ihrem Vollzeitjob noch fünf weitere Businesses am Laufen, die sich inzwischen alle selbst tragen. Sie würde sich selbst aber niemals “Start-Up Founder” nennen. Unternehmertum funktioniert in den USA, weil es einen großen Teil der amerikanischen Identität ausmacht. Das ist in Deutschland anders!
Ich freue mich aber, dass Veränderungen auch hier angestoßen werden, die Europa als Wirtschaftsstandort für Start-Ups wieder spannender werden lassen. Ein Beispiel dafür ist die Veränderung der Besteuerung von ESOPs (Employee Stock Option Programs). Außerdem hat Unternehmertum in den USA eine lange Tradition: dort gibt es klare Strukturen und eine funktionierende Wertschöpfungskette für Gründer*innen. Es gibt diverse Angebote und die Wirtschaftspolitik ist nach wie vor super attraktiv. Institutionen, wie beispielsweise das Entrepreneurship Institute (EPR@ISM) bauen eben diese Infrastrukturen auch in Deutschland auf und sind unerlässlich für das hiesige Ökosystem. Für mich legen solche Förderprogramme den Grundstein für unternehmerisches Schaffen und bieten eine Anlaufstelle und Sparring für kreative Köpfe in Deutschland!
Du hast Dich neben Deinem Engagement für Petit Géant auch kurz nach Abschluss Deines Studiums mit einer eigenen Online Marketing Agentur selbständig gemacht. Woher kommt Deine Motivation und Energie?
Drei Tassen Kaffee und ein gut gepflegtes Pinterest Board. Spaß beiseite: Ich bin sehr intrinsisch motiviert. Ich brauche also keine zusätzliche Energie oder Motivation für meine Arbeit, weil sie mich keine Überwindung kostet. Als Beispiel: Ich bin absolut unsportlich. Hier brauche ich viel Motivation und Energie, um mich zur Bewegung zu überwinden. Bei meinen Projekten wie Petit Géant oder meiner Agentur (rebelliouscommunications.com) arbeite ich die ganze Nacht und auch jedes Wochenende Samstag und Sonntag, weil es mir einfach Spaß macht! Dafür schlafe ich auch ganz gerne mal bis um 9:00 Uhr an einem random Mittwoch. Andere wiederum finden Erfüllung beim Sport in einem Verein oder Fitnessstudio. Da frage ich mich auch oft, woher diese Motivation und Energie kommen. Alles eine Sache der Persönlichkeit, denke ich.
Genau diese Herangehensweise ist das, was für mich das Studium an der ISM auszeichnet: Lösungsorientiertheit, das Streben nach Innovation, Kreativität und die nötige Resilienz, die man durch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten vermittelt bekommt.
Welches Wissen aus dem Studium konntest du bei den Gründungen nutzen?
Es sind weniger konkrete Inhalte, die ich übernommen habe. Vielmehr ist es ein explorativer Ansatz, kreative Lösungen zu bisherigen Problemen zu finden. Ich glaube, zu sagen, das Studium hätte mich auf die Gründung vorbereitet, wäre gelogen. Aber ich bin mir sicher, es hätte keine bessere Ausbildung für die Gründung gegeben. Klingt widersprüchlich, ist aber so! Egal, welche Steine mir als Gründer in den Weg gelegt werden, ich finde Lösungen, die sie wieder aus dem Weg räumen. Und genau diese Herangehensweise ist das, was für mich das Studium an der ISM auszeichnet: Lösungsorientiertheit, das Streben nach Innovation, Kreativität und die nötige Resilienz, die man durch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten vermittelt bekommt.
Was wünschst Du dir für deine eigene Startup-Zukunft beziehungsweise für die Startup-Szene in Berlin und Deutschland?
Für die Start-Up Szene in Berlin wünsche ich mir mehr Realitätsbezug und Kund*innennähe, für die Szene in Deutschland wünsche ich mir mehr Risikobereitschaft und für mich selbst wünsche ich mir und jetzt natürlich erstmal einen gelungenen Launch und ganz viele glückliche Kund*innen! Wenn ihr selbst Teil der Reise werden wollt, findet ihr meine Weine unter petitgeant.de.
7 Orte, Gesichter, Geschichten: #Campussstoryism
führt euch zu den Besonderheiten und Schwerpunkten an den sieben ISM-Standorten. Mehr über den ISM Campus in Berlin, Dortmund, Frankfurt/M., Köln, München, Hamburg und Stuttgart erfahrt ihr in unserer Serie: Teil 1-3 und Teil 4-7.
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