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Nachfolger sollten nicht nur weiterführen, sondern führen, das heißt ihren ganz eigenen Führungsstil einbringen

Nachfolge in Familienunternehmen bedarf sorgfältiger Planung und guter Kommunikation – weiß auch Björn Kemper, Alumnus der ISM und CEO der Kemper GmbH, ebenfalls ein Familienunternehmen in zweiter Generation. Was muss man bei der Übernahme eines Unternehmens beachten? Wie hilft das Studium bei künftigen Herausforderungen und wo liegt der Unterschied zwischen einem Führungs- und einem Generationswechsel? Wir haben mit ihm zu diesen und vielen anderen Themen gesprochen.

Du leitest KEMPER in zweiter Familiengeneration: Welchen Chancen und Herausforderungen bringt ein Führungs- und Generationswechsel?

Als erstes würde ich sagen, dass das nicht immer einhergeht. Ein Führungswechsel oder ein Generationenwechsel können zwei völlig unterschiedliche Dinge sein. Sollten sie nicht, sind es gleichzeitig oft.

Ein Führungswechsel kann beispielsweise vollzogen werden, in dem die nächste Generation die Führung übernimmt, nicht aber die Verantwortung übertragen bekommt. Das wäre für mich ein Führungs- aber eben kein Generationenwechsel. Ein Generationenwechsel beinhaltet für mich immer auch die volle Übertragung der Verantwortung und der Entscheidungsbefugnis. Die vorherige Generation, wenn auch weiterhin in gesellschaftlicher Verantwortung, sollte idealerweise nach einem Generationenwechsel ausschließlich beratende Funktion haben, zum Beispiel in einem Beirat zusammen mit anderen Familienmitgliedern - mindestens, was die operative Ebene angeht.

Führen statt Weiterführen sollte das Motto lauten. Ob die nächste Generation das Unternehmen als Nachfolger weiterführt oder eben mit der eigenen Persönlichkeit führt klingt ähnlich, macht allerdings einen sehr großen Unterschied. Wenn die neue Führungspersönlichkeit das verinnerlicht, ergeben sich große Möglichkeiten in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens. Die große Chance hier ist, dass nachfolgende Generationen die Möglichkeit haben – und bekommen müssen – ihre Ideen, Perspektiven und vor allem ihren ganz eigenen Führungsstil einzubringen. Dazu zählen neben modernen Managementpraktiken sowie technologischen Fortschritten vor allem die eigene Handschrift, die überall im Unternehmen sichtbar und spürbar sein muss. Eine nachfolgende Generation, die diesen Anspruch an sich selbst nicht hat und lediglich weiterführen möchte, sollte erst gar nicht antreten.

Selbstverständlich gibt es bei einem Wechsel der Generationen auch Herausforderungen, allen voran, wenn es eben nur ein Führungswechsel ist. Das ist in den meisten Fällen mit Schwierigkeiten und Konflikten verbunden, vor allem zwischen Vorgänger und Nachfolger.
Gleichzeitig ist ein Unternehmen immer auch geprägt von seiner Vergangenheit und der bisherigen Führung. Das sind Herausforderungen wie die Wahrung der Unternehmenswerte und
-traditionen, die bereits etabliert sind. Es kann auch schwierig sein, das Vertrauen der Mitarbeiter und Stakeholder zu gewinnen und die Akzeptanz für neue Führungsstile zu fördern. Zudem erfordert der Wechsel eine sorgfältige Planung und Kommunikation, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten und die Kontinuität des Geschäftsbetriebs sicherzustellen.

An vorderster Stelle steht hier ein unbedingter Wille, die Führung und die Entscheidungsbefugnis zu übertragen und vor allem, diese auch anzunehmen. Dabei ist ein transparenter Zeitplan erfahrungsgemäß sehr wichtig. Genauso wichtig ist es für die nachfolgende Generation eine Antwort auf die Frage zu haben, auf die ich damals keine hatte: „Was machst Du an dem ersten Tag nach dem offiziell letzten Arbeitstag Deines Vaters?“ Heute habe ich die Antwort: „Ich führe mein Unternehmen nach meinen eigenen Vorstellungen,“ auch wenn es mir nicht zu 100 Prozent gehört.

Was sind deine Learnings aus der Übernahme des Familienunternehmens?

Heute weiß ich, wie wichtig eine gute Planung und vor allem eine transparente Kommunikation den Mitarbeitern gegenüber ist. Zeiten paralleler Führung auf gleicher Ebene, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen, sollten nicht zu lang sein. Die Gefahr, dass ein Teil der Belegschaft mit dem einem, nennen wir es traditionellen Führungsstil, geführt wird und ein anderer Teil mit einem anderen, moderneren Führungsstil, birgt auf längere Sicht die Gefahr von internen Konflikten und ein Gefühl von Kopflosigkeit, was die Unternehmensführung angeht.

Es sollte diesen Tag geben, wo sich die „alte“ Generation verabschiedet und die „neue“ den darauffolgenden Tag in voller Verantwortung und Entscheidungsbefugnis beginnt. Im Idealfall mit zwei individuellen Betriebsversammlungen, wenn die Größe des Unternehmens das zulässt. Die zweite ohne die „alte“ Generation: Wenn man diesen Gedanken verinnerlicht und alles Handeln von Anfang an auf diesen Moment ausrichtet, ist der Grundstein für die zukünftige Akzeptanz der neuen Führung gelegt und die Chance auf eine erfolgreiche Übertragung auf die nachfolgende Generation umso größer.

Wenn die oben genannten Punkte nicht beherzigt werden, kann es zu einer Art „Vakuum“ kommen in der Führung des Unternehmens. Besonders in mittelständisch geprägten Familienunternehmen schätzen die Mitarbeiter es, den Unternehmer als die führende Persönlichkeit wahrzunehmen, die am Ende die Entscheidungen trifft und zu der sie aufschauen können. Fehlt diese Unternehmerpersönlichkeit, beziehungsweise, ist sie nicht spürbar, fängt die Organisation im schlimmsten Fall an, eine Art „Eigenleben“ zu entwickeln.

Darüber hinaus ist es enorm wichtig, bei allen anstehenden und wichtigen Veränderungen, nicht die Unternehmenswerte und die Unternehmenskultur zu vergessen oder diese einer eventuellen Umstrukturierung unterzuordnen. Es ist außerordentlich wichtig, die Balance zwischen der Veränderung und der Bewahrung von Strukturen, Abläufen, Prozessen und ähnlichem im Unternehmen zu wahren. Denn, Veränderung bedeutet immer auch etwas Ungewissheit, während die Bewahrung von Unternehmenswerten und insbesondere der Kultur Verlässlichkeit bietet.
Mit anderen Worten: Zu krasse und zu tiefgreifende Veränderungen verunsichern die Mitarbeitenden.

Inwieweit hat dich das Studium auf die Unternehmensnachfolge vorbereitet?
BU: Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf der OMR-Bühne

Direkt gar nicht. Das kann weder ein Studium noch eines der unzähligen Bücher, die es zu dem Thema gibt. Denn jede Nachfolge ist individuell zu betrachten und vor allem stark abhängig von der übertragenden Generation. Dort muss der Wille zum Loslassen schon sehr ausgeprägt sein, damit das Unternehmen und die Menschen darin von dem Wechsel profitieren.

Worauf das Studium vorbereitet, ist etwas Anderes. Die theoretischen Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Management und Unternehmensführung, die vermittelt werden, haben mir ein solides Fundament gegeben.

Praktische Projekte und Fallstudien haben mir geholfen, reale Geschäftssituationen zu analysieren und Lösungen zu entwickeln. Zudem hat das Studium meine Fähigkeit zur kritischen Denkweise und Problemlösung gestärkt, was im Management eines Unternehmens von unschätzbarem Wert ist. Hier hat das Studium an der ISM den großen Vorteil, deutlich näher an der Realität in den Unternehmen zu sein, als das an anderen Universitäten möglich ist. Unter anderem, weil viele der Dozenten aus der freien Wirtschaft stammen und nicht überwiegen theoretisch geprägt sind.

Durch meine Praktika bei großen Unternehmen, wurde mir vor allem der Unterschied zu mittelständisch geprägten Familienunternehmen bewusst und die Entscheidung nicht in einen großen Konzern, sondern im familiären Umfeld zu arbeiten, hat sich gefestigt. Gleichzeitig konnte ich vieles aus diesen Unternehmen mitnehmen und auf unser Geschäft übertragen. Aus dort gemachten Fehlern konnte ich für mein Unternehmen lernen.

Wo siehst du die Zukunft des Unternehmens?

Ich sehe die Zukunft von KEMPER in der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Innovation. Unser Ziel ist es, stets an der Spitze der technologischen Entwicklung zu stehen und gleichzeitig unsere traditionellen Werte zu bewahren. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird weiterhin auf nachhaltigen Technologien und Prozessen liegen. Diese sind nicht nur für unsere Marktposition von Bedeutung, sondern auch für unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt und künftigen Generationen.

Die Digitalisierung und Automatisierung unserer Produktionsprozesse sind dabei zentrale Themen. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Qualität unserer Produkte weiter verbessern. Wir planen, unsere Produktionsanlagen mit den neuesten Technologien auszustatten und dadurch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit unseres Unternehmens zu erhöhen.

Ebenso wichtig ist die internationale Expansion. Wir sehen großes Potenzial in neuen Märkten und wollen unsere Präsenz global weiter ausbauen. Dabei ist es uns wichtig, dass wir unsere Familienwerte und die hohen Standards, die wir in Deutschland gesetzt haben, auch international wahren. Wir möchten ein vertrauenswürdiger Partner für unsere Kunden und Mitarbeiter bleiben, unabhängig davon, wo wir tätig sind.

Was sind deine besten Erinnerungen an das ISM-Studium?

Als erstes die vielen Partys, die wir gefeiert haben und die Freunde, die ich dort gefunden und immer noch habe. Dann die Gemeinschaft unter den Studierenden, die sich bis heute hält und das Netzwerk, das sich daraus entwickelt hat. Alumni der ISM haben immer eine besondere Verbindung. Das gilt insbesondere für die ehemaligen Kommilitonen aber immer auch darüber hinaus.

Die Aufenthalte im Ausland waren sicher auch Highlights während des Studiums. Ob Praktikum oder Studium, wir haben viel gelernt vor Ort. Ob nun eine neue Kultur kennenzulernen, eine andere Art zu studieren oder eben die Tatsache, dass wir gelernt haben, uns vor Ort zu organisieren und zu (über-) leben. Es war rundum ein prägendes Erlebnis für mich und in meiner Entwicklung hin zum Unternehmer, der ich heute bin, ein wirklich wichtiger Schritt.

Auch nach deinem Abschluss bist du deiner Alma Mater weiter verbunden, z.B. als Referent bei Events. Was begeistert dich an dem Austausch mit Studierenden?

Der Austausch mit Studierenden begeistert mich aus mehreren Gründen. Zunächst einmal gibt er mir die Möglichkeit, meine Erfahrungen und Erkenntnisse weiterzugeben. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, das Wissen und die Erfahrungen, die ich im Laufe meiner Karriere gesammelt habe, mit der nächsten Generation zu teilen. Dieser Austausch ist keine Einbahnstraße – die Fragen und Anregungen der Studierenden sind oft überraschend und regen zum Nachdenken an. Sie bieten mir neue Perspektiven und helfen mir, aktuelle Trends und Herausforderungen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Besonders schätze ich die Energie und Neugier, die die Studierenden mitbringen. Ihre Frische und Unvoreingenommenheit sind inspirierend und motivierend. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Leidenschaft und welchem Enthusiasmus sie an Themen herangehen und dabei oft innovative Lösungsansätze entwickeln. Diese Interaktionen erinnern mich daran, wie wichtig es ist, offen für Neues zu bleiben und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Darüber hinaus sehe ich es als meine Pflicht an, die Studierenden auf ihrem Weg zu unterstützen und zu fördern. Ihre Entwicklung zu begleiten und ihnen wertvolle Tipps für ihre Karriere mitzugeben, ist für mich äußerst erfüllend. Die Zusammenarbeit mit jungen Talenten bietet auch mir die Möglichkeit, immer am Puls der Zeit zu bleiben und aktuelle Entwicklungen in der Wirtschaft und im Management besser zu verstehen.

Kemper arbeitet nun mit der ISM zusammen und bietet einen dualen Studiengang an. Was erhoffst du dir von dieser Zusammenarbeit und welche Vorteile sehen Sie für Ihr Unternehmen und die Studierenden?

Durch die Zusammenarbeit mit der ISM und das Angebot eines dualen Studiengangs möchten wir sicherstellen, dass wir qualifizierte und motivierte Talente direkt in unser Unternehmen integrieren. Diese Kooperation ermöglicht es den Studierenden, theoretisches Wissen und praktische Erfahrung optimal zu kombinieren, was ihre Ausbildung bereichert und uns innovative Ideen und frische Perspektiven bringt.

Für unser Unternehmen bedeutet dies eine nachhaltige Sicherung des Fachkräftebedarfs und die Möglichkeit, Mitarbeiter frühzeitig zu fördern und zu binden. Die Studierenden profitieren von einer praxisnahen Ausbildung, in der sie ihre im Studium erworbenen Kenntnisse direkt anwenden und sich so optimal auf zukünftige Führungsaufgaben vorbereiten können.

Insgesamt sehen wir in der Zusammenarbeit mit der ISM eine Win-Win-Situation: Die Studierenden erhalten eine hochwertige Ausbildung und wertvolle Praxiserfahrung, während wir von gut ausgebildeten und motivierten Nachwuchskräften profitieren, die unser Team verstärken und zur Weiterentwicklung unseres Unternehmens beitragen.

Du möchtest praxisnah studieren und während des Studiums bei Kemper bereits Berufserfahrung sammeln? Dann erfahre hier mehr dazu: Duales Studium an der ISM mit Berufserfahrung bei Kemper.


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