Nachwuchsmangel in der deutschen Hotellerie

ISM-Studentin untersucht in Abschlussarbeit die Anforderungen der Generation Z an Arbeitgeber

Dortmund, 05.09.2024

Der Nachwuchsmangel beschäftigt Arbeitgeber vieler Branchen. Die Hotellerie ist jedoch, insbesondere seit Corona, besonders hart betroffen. Aber woran liegt das? Welche Anforderungen hat die Generation Z an die Arbeitgeber in der Hotellerie? Und wie schätzen diese die Situation ein? Dieser Problematik geht Chantal Pottins, Tourismus- und Eventmanagement-Studentin am ISM Campus Dortmund, in ihrer Abschlussarbeit nach. Mit Literaturrecherche, Experteninterviews, einer Gruppendiskussion sowie einer Online-Umfrage fühlte sie den Akteuren auf den Zahn.

 


Das Gastgewerbe kämpfte bereits vor Corona mit Personalmangel: Im Jahr 2018 verzeichnete die Branche eine Fluktuationsrate von 68,9 Prozent und war damit unter den Spitzenreitern. In den Jahren 2020 bis 2022 haben etwa 150.000 Fachkräfte ihre Tätigkeit im Gastgewerbe aufgegeben. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Ausbildungsbilanz wider, da im Jahr 2021 die Anzahl der gesamten Ausbildungsverträge im Gastgewerbe bei rund 40.000 lag, im Vergleich zu 107.000 Verträgen im Jahr 2007. Die Situation wird noch verschärft durch den demographischen Wandel und dem War for Talents. Stellt sich die Frage: Wie können Nachwuchskräfte für die Branche begeistert werden? Was muss sich ändern?

 

Wie kann die Branche für den Nachwuchs attraktiver werden?

 

Chantal Pottins führte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit drei Experteninterviews mit zwei Hoteldirektorinnen und einer Personalsachbearbeiterin eines Hotels, eine standardisierte Online-Umfrage (173 Teilnehmende) sowie eine Gruppendiskussion im Rahmen einer Schulklasse an einer Wirtschaftsschule für Hotellerie und Gastronomie durch. Das Ziel war es, Handlungsempfehlungen zu entwickeln, wie die Mitglieder der Gen Z effektiv als Arbeitnehmende rekrutiert werden können. 

 

Eine angemessene Bezahlung, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten – darauf legen die Befragten der Generation Z bei ihrer Ausbildungs- und Berufswahl Wert. Interessante Ausbildungsinhalte, die den digitalen Wandel berücksichtigen, sind in diesem Zusammenhang ebenfalls von Bedeutung. Berufsschulen und die Unternehmen selbst müssen daher ihre Lerninhalte und deren Vermittlung prüfen und zeitgemäßer gestalten. Ein freundlicher Umgang mit Mitarbeitenden und Wertschätzung sind weitere entscheidende Parameter, die für die Mitarbeitermotivation angestrebt werden sollten, sowie eine gute Arbeitsatmosphäre, geprägt von Team- und Kommunikationsfähigkeit. 

 

In der Gruppendiskussion mit jungen Arbeitnehmenden der Generation Z, die bereits über Berufserfahrung im Gastgewerbe verfügten, wurden ähnliche Themen angesprochen. Bei der Wahl ihres Arbeitgebers legen sie besonderen Wert auf den Ruf des Unternehmens, ein positives Arbeitsklima, flexible Arbeitsmodelle und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Zudem ist eine starke digitale Präsenz des Arbeitgebers für sie entscheidend und digitale Bewerbungsprozesse werden klar bevorzugt. Die Teilnehmenden betonen, dass die Hotellerie aufgrund ihres schlechten Images und der unattraktiven Arbeitsbedingungen dringend Veränderungen benötigt. Zwar wurden Neuerungen und Innovationen bisher zu wenig umgesetzt, doch sie sehen hierin eine wertvolle Chance zur Verbesserung. Für Arbeitgeber bedeutet das, darauf konsequenter einzugehen.

„Bei Chantal Pottins Befragungen wurde klar, dass besonders die Arbeitgeber gefordert sind, die sich von bewährten Verfahren, Bewerbungsprozessen und veraltetem Führungsverhalten verabschieden müssen“, resümiert Prof. Dr. Bernd Schabbing, Dozent für Tourism und Event Management am ISM Campus in Dortmund und Betreuer der Abschlussarbeit. „Heute sehen wir noch deutlicher, dass Corona und der neue Arbeitsmarkt dazu geführt haben, dass sich das Gesicht von Hotellerie, Gastronomie und Events stark gewandelt hat. Dass dieser Wandel kommt und unaufhaltsam ist, hat Chantal Pottins schon gezeigt, aber eben auch, was die Betroffenen tun können, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.“

Auch den befragten Experten ist bewusst, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Branche ändern müssen, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Dazu gehört die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, transparente Kommunikation, Anerkennung von geleisteter Arbeit, eine attraktive und abwechslungsreiche Gestaltung der Ausbildung sowie Anreize wie zeitgemäße Arbeitszeitmodelle und Benefits (z.B. Betriebsrente, ÖPNV-Ticket, Schulungen). Die Expertinnen betonen die Verantwortung der Hoteliers, die Branche als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren und fordern Unterstützung von Institutionen wie der IHK und Berufsschulen.  

 

„Die Hotellerie steht vor einer entscheidenden Weichenstellung“, fasst Chantal Pottins zusammen. „Nur durch gezielte Imageverbesserung, attraktive Arbeitsbedingungen und moderne Rekrutierungsstrategien kann es gelingen, die Generation Z für die Branche zu gewinnen und den akuten Nachwuchs- und Fachkräftemangel nachhaltig zu bekämpfen.“

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) ist eine staatlich anerkannte, private Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft. Mit dem internationalen AACSB Siegel zählt die ISM zu den führenden Wirtschaftsfachhochschulen: Weltweit sind nur knapp sechs Prozent AACSB akkreditiert.

In Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin bildet die ISM in kompakten und anwendungsbezogenen Studiengängen Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen aus. Zum Studienangebot gehören Vollzeit-Programme, berufsbegleitende und duale Studiengänge sowie das digitale Fernstudium. In Hochschulrankings ist die ISM mit hoher Lehrqualität, Internationalität und Praxisbezug regelmäßig auf den vordersten Plätzen gelistet. Das internationale Netzwerk der ISM umfasst rund 190 Partnerhochschulen.