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Wenn aus Studierenden Unternehmer werden: Im Gespräch mit Alumna Helen Freund

ISM Alumna Helen Freund ist Geschäftsführerin in zweiter Generation bei der Freund GmbH – einem Unternehmen, das auf die Planung, Fertigung und Montage individueller Ladenbauprojekte in der gesamten DACH-Region spezialisiert ist. Doch ihr Weg in die Nachfolge war nicht im klassischen Sinne vorgezeichnet: Nach ihrem International Management-Studium an der ISM mit Auslandsaufenthalten in Frankreich und den USA sammelte Helen zunächst ganz bewusst Erfahrungen außerhalb des Familienunternehmens. Gerade während ihrer beruflichen Stationen in dieser Zeit entwickelte Helen eine große Begeisterung für das Unternehmertum. Und so fiel schließlich der Entschluss, das Familienunternehmen in die nächste Generation zu führen. Wie sie ihren eigenen Weg in die Nachfolge gefunden hat, welche Erfahrungen aus dem Studium sie heute noch prägen und worauf es in der Unternehmensübergabe ankommt – darüber haben wir mit ihr gesprochen.

Was hat Ihnen am Studium an der ISM am besten gefallen?

Am Studium an der ISM hat mir besonders der starke internationale Fokus gefallen. Ein Pflichtpraktikum im Ausland war fest im Studienprogramm verankert – eine Chance, die ich genutzt habe, um wertvolle Erfahrungen bei einer Tochtergesellschaft von Continental in den USA zu sammeln. Mein Auslandssemester an der ISM Partnerhochschule, der KEDGE Business School in Marseille, war ebenfalls eine inspirierende und bereichernde Zeit.


Ebenso habe ich den ausgeprägten Bezug zur Arbeitswelt an der ISM sehr geschätzt. Durch Projekte für und mit verschiedenen Firmen konnten wir theoretische Grundlagen frühzeitig in der Praxis anwenden. Die Semesterferien boten zudem genügend Raum, das Gelernte im Rahmen verschiedener Praktika zu vertiefen und wertvolle Einblicke in den Berufsalltag zu gewinnen.
Insgesamt hat mir das Studium eine gute Kombination aus internationaler Perspektive, praxisnaher Erfahrung und persönlicher Weiterentwicklung geboten – eine Grundlage, von der ich bis heute profitiere.

Wenn Sie eine Bilanz ziehen müssten: Wie waren die ersten Jahre als CEO des Familienunternehmens? Was waren Herausforderungen und was ist vielleicht anders oder sogar besser gelaufen als erwartet? Was macht Ihnen am meisten Spaß?

Bereits vier Monate nach meinem Einstieg ins Familienunternehmen entschied sich mein Vater, mir den Vorsitz der Geschäftsführung zu übergeben – ein bedeutender Vertrauensbeweis, der zugleich mit großer Verantwortung verbunden war. Eine Herausforderung bestand darin, mich zügig in die branchenspezifischen Themen des Ladenbaus einzuarbeiten. Mein Studium und meine beruflichen Stationen waren betriebswirtschaftlich geprägt – anders als bei meinem Vater, der Tischlermeister ist. Doch genau das erwies sich auch als Stärke: Ich konnte bestehende Prozesse aus einem neuen Blickwinkel betrachten und direkt eigene Impulse setzen. Dabei kamen mir meine Erfahrungen aus beruflichen Stationen, u.a. bei Tchibo, Beiersdorf und Carl Kühne, zugute, die ich sofort ins Unternehmen einbringen konnte.


Es ist spannend, mit welcher Geschwindigkeit sich die Dinge seither entwickeln: Durch neue Strategien in der Kommunikation und Akquise konnten wir unseren Neukundenanteil in den letzten zwei Jahren erheblich steigern. Dieses starke Wachstum brachte jedoch auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in der notwendigen Anpassung unserer Strukturen. Unser Team ist gewachsen, wir haben ein umfassendes Rebranding durchgeführt und große Fortschritte in den Bereichen Digitalisierung und Prozessoptimierung erzielt. Diese Veränderungen müssen erklärt und gemanaged werden, damit sie im Team auf Akzeptanz stoßen.


Was mir am meisten Freude bereitet, ist die Möglichkeit, die Zukunft des Unternehmens aktiv zu gestalten. Es ist unglaublich motivierend zu sehen, wie Ideen Realität werden, das Unternehmen geformt werden kann und Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Ganz besonders begeistert mich der Kontakt mit unseren Kunden – bei der Entwicklung und Fertigung von Ladenbau-Konzepten kann ich meine Leidenschaft für Design und Interior voll ausleben.

Welchen Tipp würden Sie angehenden Nachfolgern geben? Worauf kommt es gerade am Anfang an?

Wenn man die Nachfolge in einem Familienunternehmen antritt, ist das Unternehmen zunächst stark von der übergebenden Generation geprägt. Umso wichtiger war es für mich, frühzeitig eigene Akzente zu setzen. Mein Rat: Habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen und bleibt euch selbst treu – auch wenn es Kraft kosten kann und Reibung erzeugt. Aus meiner Sicht ist es besonders wertvoll, vor dem Einstieg eigene Erfahrungen außerhalb des Familienunternehmens zu sammeln. Das schafft Klarheit über die eigenen Stärken und darüber, wie man das Unternehmen erfolgreich in die nächste Generation führen kann.


Gleichzeitig sind der Generationswechsel und die damit verbundenen Veränderungen ein Balanceakt. Ich habe von Anfang an vieles in unserem Unternehmen hinterfragt und verändert. Ohne die richtige Kommunikation kann dies von der übergebenden Generation als mangelnde Wertschätzung ihrer Leistungen empfunden werden. Deshalb halte ich es für essenziell, die Eltern oder Vorgänger bei Veränderungsprozessen einzubeziehen. Erklärt eure Beweggründe, untermauert eure Ansätze mit Argumenten – und sucht den Dialog, um idealerweise einen gemeinsamen Nenner zu finden.


Ein letzter Rat ist, das Momentum zu nutzen. Nachfolgeberater empfehlen oft Meilensteinpläne und möchten die Nachfolge als festgelegten Prozess verstehen. Aus meiner Sicht ist jede Nachfolge sehr individuell. Bei uns ging alles sehr schnell und war eigentlich anders geplant. Trotzdem hat es sich richtig angefühlt und die konstruktive Zusammenarbeit zwischen meinem Vater und mir seit der Übergabe der Geschäftsführung gibt uns Recht.

Nachfolge ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche. Habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen und bleibt euch selbst treu – auch wenn es Kraft kosten kann und Reibung erzeugt.

Helen Freund (Foto: Freund GmbH)

Welche Rolle spielen Veranstaltungen wie das Familienunternehmen Symposium für Sie als Nachfolgerin?

Das Familienunternehmen Symposium bietet nicht nur Inspiration, sondern auch beste Gelegenheit für den Austausch mit anderen Nachfolgern und Unternehmern. Jede Nachfolge ist einzigartig, doch die Herausforderungen sind oft ähnlich. Durch den Austausch entstehen wertvolle Erkenntnisse und neue Perspektiven. Für mich ist das Symposium eine Gelegenheit, mein Netzwerk in der Welt der Familienunternehmen gezielt zu erweitern, eigene Erfahrungen zu teilen und hoffentlich auch andere zu ermutigen, ihren Weg in die Nachfolge mit Zuversicht zu gehen.

Helen Freund könnt ihr auf dem nächsten Familienunternehmen Symposium am 28. März 2025 in München treffen: Anmeldung

Interview: Verena Neff; Fotos: Freund GmbH


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