„VUCA war gestern – PUMO ist morgen“

ISM-Dozent Prof. Dr. Ulrich Lichtenthaler entwirft neues Konzept für Unternehmen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern.

Köln, 14.05.2025

Krisen, Kriege, Katastrophen – die Welt ist im Umbruch wie lange nicht mehr. Was im Großen in Unordnung ist, spiegelt sich auch im Kleinen, in den einzelnen Unternehmen. Dort herrscht Verunsicherung angesichts der neuen Herausforderungen. Aber wie kann man damit umgehen? Prof. Dr. Ulrich Lichtenthaler, Professor für Management und Entrepreneurship an der International School of Management (ISM) in Köln, hat ein neues Modell entwickelt, das Unternehmen hilft, die Weltlage besser einzuordnen und Herausforderungen nicht nur zu meistern, sondern als Chancen wahrzunehmen. Wie das funktioniert? Erfahren Sie mehr im nachfolgenden Interview.


Wofür steht „PUMO“?

PUMO steht für Polarized, Unthinkable, Metamorphic und Overheated. Es ist ein neuer Ansatz, der die Situation beschreibt, in der sich Unternehmen aktuell befinden.

Eine polarisierte Gesellschaft beinhaltet Lagerbildung bei wichtigen politischen, sozialen und ökologischen Themen. Das führt zur Spaltung der Märkte. Firmen müssen sich neu orientieren und zurechtfinden. Nicht selten birgt diese neue Positionierung auch die Gefahr, dass sich eine Abneigung gegen Marken entwickelt.

Unthinakble steht für die Tatsache, dass selbst Ereignisse, die noch kurz zuvor von einer großen Mehrheit eigentlich als völlig undenkbar angesehen werden, jetzt in erstaunlicher Häufigkeit eintreten. Damit ist das Undenkbare Teil der neuen Normalität.

Ein metamorphisches Umfeld mit andauerndem Wandel ist nichts Neues. Aber die bisherigen Fixpunkte geraten zunehmend ins Wanken. So müssen Firmen sich immer wieder völlig neu erfinden und z.B. auch ihre eigene Markenidentität immer wieder in Frage stellen.

Und schließlich der Punkt Overheated: Das ist eine ganz wesentliche neue Komponente im PUMO Modell. Echte oder gespielte Aufgeregtheit prägt mittlerweile viele öffentliche Debatten. In solch einer überhitzten Welt stehen Unternehmen unter ständiger Beobachtung. Intensiver Wettbewerb und kontinuierlich neue Markterwartungen führen zu großem kurzfristigem Druck.

Es gibt bereits einige Konzepte, die versuchen, der zunehmenden Volatilität der Welt gerecht zu werden und Orientierung zu bieten, so zum Beispiel „VUCA“. Was unterscheidet Ihr Konzept von anderen? Was macht es einzigartig?

Bestehende Bezugsrahmen für die Unternehmensumwelt haben eine gute Orientierung geboten, zum Beispiel VUCA (Volatile, Uncertain, Complex, Ambiguous) und BANI (Brittle, Anxious, Nonlinear, Incomprehensible). Diese Ansätze wurden als hilfreich wahrgenommen, ihr Mehrwert nimmt aktuell jedoch ab. Zum Beispiel wird die VUCA-Welt ohnehin oft als Dauerzustand angesehen und Fach- und Führungskräfte haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass das Umfeld unsicher und komplex ist. Das gilt ebenso für BANI, hier ist zum Beispiel jetzt einem breiten Personenkreis bewusst, dass technologische Entwicklungen oft nichtlinear ablaufen. Mit den vier Buchstaben nimmt PUMO bewusst Bezug auf bestehende Ansätze, beschreibt mit den neuen Schwerpunkten die aktuellen Herausforderungen aber offensichtlich treffender.

Wie hilft das Konzept Unternehmen, mit der aktuellen unsicheren Weltlage und sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Herausforderungen umzugehen?

Kürzlich hat eine Führungskraft eines mittelständischen Unternehmens zu mir gesagt: „Endlich hat das Gefühl einen Namen“. Es hilft also bereits, wenn Personen merken, dass sie mit den aktuellen Herausforderungen für Ihre Unternehmen nicht allein sind. Außerdem bietet der PUMO Ansatz mit den vier Dimensionen eine gute Basis, um systematisch Handlungsfelder zu identifizieren, bei denen ein Unternehmen aktiv werden sollte, oft genügen dafür schon ein, zwei Workshops.

Und zu guter Letzt: Wieso bietet die Weltlage Ihrer Ansicht nach auch Chancen für Unternehmen? Und wie hilft PUMO ihnen dabei, diese auch wahrzunehmen?

Ein wesentliches Ergebnis vieler meiner Gespräche mit Unternehmen besteht darin, dass man sich auf die PUMO Welt vorbereiten kann. Das erfordert teilweise eine Rückkehr zu den Grundlagen der Unternehmensstrategie. Zumindest einige undenkbare Ereignisse lassen sich antizipieren ebenso wie die Anforderungen des andauernden Wandels. Natürlich bleiben auch in einer PUMO Welt Flexibilität und Resilienz weiterhin wichtig, einfach nur abzuwarten reicht aber nicht aus. Vielmehr lohnt sich das proaktive Planen verschiedener Szenarien in solch einem Umfeld besonders. Wenn ein innovatives Unternehmen dann vor seinen Wettbewerbern zum Beispiel mit neuen Produkten und Dienstleistungen auf angeblich unvorstellbare Ereignisse vorbereitet ist, ergeben sich daraus ganz neue Chancen.

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) ist eine staatlich anerkannte, private Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft. Mit dem internationalen AACSB Siegel zählt die ISM zu den führenden Wirtschaftsfachhochschulen: Weltweit sind nur knapp sechs Prozent AACSB akkreditiert.

In Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin bildet die ISM in kompakten und anwendungsbezogenen Studiengängen Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen aus. Zum Studienangebot gehören Vollzeit-Programme, berufsbegleitende und duale Studiengänge sowie das digitale Fernstudium. In Hochschulrankings ist die ISM mit hoher Lehrqualität, Internationalität und Praxisbezug regelmäßig auf den vordersten Plätzen gelistet. Das internationale Netzwerk der ISM umfasst rund 190 Partnerhochschulen.